Den passenden Mediator finden – 7 Kriterien, die Ihnen die Auswahl erleichtern
Sie stecken mitten in einem Konflikt und möchten eine Mediatorin oder einen Mediator finden? Bei Google entdecken Sie auf Seite eins größtenteils Verzeichnisse wie mediator-finden.de. Wie trennen Sie in so einem Portal die Spreu vom Weizen? Ich nenne Ihnen sieben Kriterien, um eine gute Auswahl zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
1. Der Mediator hat eine seriöse Ausbildung absolviert
Mediation und Konfliktmanagement sind komplex. Wenn die Ausbildung nur ein paar Wochenenden dauert, kann es passieren, dass der Mediator mehr schadet als nützt. Methoden und Prozesse müssen nicht nur gehört, sondern auch intensiv im sicheren Rahmen der Ausbildung geübt und vertieft worden sein. Dies gilt für Vermittlung im Konflikt zwischen einzelnen Personen wie zwischen Gruppen – beides sollte der Mediator beherrschen! Das Thema Recht ausführlich anzugehen ist außerdem unvermeidlich.
Wenn Sie einen seriösen Mediator finden wollen, empfehle ich deshalb als Kriterium Nummer eins: Er oder sie kann eine Ausbildungsdauer von ungefähr zwei Jahren nachweisen. Inklusive Intervision und Supervision bei einem renommierten Institut, das vor den Berufsverbänden wie BMEV oder BMWA anerkannt ist. Prüfen Sie also das jeweils angegebene Ausbildungsinstitut und dessen Lehrplan. Ihr Konflikt ist zu wichtig, als dass seine Lösung an einem „Jodeldiplom“ scheitern darf!
2. Der Mediator versteht seine Rolle gemäß des Ehrencodex
Mediatorinnen und Mediatoren in einem Berufsverband sind an dessen Ehrencodex gebunden. Dies bedeutet, sie:
- beraten innerhalb der Mediation nicht juristisch und geben keine Gutachten
- sind neutral und allparteilich, weil sie sich in gleichem Maße in alle beteiligten Konfliktparteien hineinversetzen. Sie garantieren den Streitenden, beide Parteien gleich zu behandeln und niemanden zu begünstigen.
- verhalten sich überparteilich, weil sie auch auf Interessen von Personen oder Gruppen hinweisen, die nicht an der Mediation beteiligt sind
- sind unparteilich, weil sie keine eigenen Interessen außer einer gelungenen Mediation verfolgen
- sind transparent, weil sie Methoden offenlegen und Verhaltensregeln klar an alle Beteiligten kommunizieren
Ist ihr favorisierter Mediator in keinem Berufsverband, sollten Sie im Vorgespräch abklopfen, wie er oder sie die Rolle sieht und ob sie sich an die genannten Punkte hält.
3. Der Mediator ist auf das Konfliktgebiet spezialisiert
Eine Wirtschaftsmediatorin ist vielleicht nicht die Richtige, wenn Sie einen hässlichen Rosenkrieg mit Ihrem Ehepartner führen und die Scheidung im Raum steht. Ein reiner Familien-Mediator ist möglicherweise überfordert, wenn er zwischen zwei Abteilungen oder Firmen vermitteln soll.
Familienmediation wird in Beratungsstellen, von Jugendämtern, von Psychologen und Anwälten angeboten. Wie Wirtschaftsmediation setzt sie spezielles Können und Wissen voraus. Wirtschaftsmediatoren sind häufig Business Coaches, Wirtschaftspsychologen, Unternehmensberater oder Betriebswirte. Auch Anwälte bieten Vermittlung im Konflikt an – mehr dazu weiter unten …
4. Der Mediator führt mit beiden Parteien ein Vorgespräch
Im Vorgespräch – das kann auch am Telefon sein – hört sich der Mediator an, wo die Klienten jeweils der Schuh drückt. Er erklärt seine Rolle, seine Arbeitsweise und das Win-Win-Prinzip der Mediation: Wahrscheinlich wird keiner hundert Prozent dessen bekommen, was er möchte. Dafür wird auch keiner verlieren. Außerdem bespricht er die „Spielregeln“: Eine Mediation ist diskret und vertraulich. Sie funktioniert nur, wenn beide Parteien freiwillig teilnehmen und bereit sind, sich gegenseitig zuzuhören und sich ausreden zu lassen. Im Gespräch mit dem Auftraggeber der Mediation klärt er zusätzlich Dauer, Kosten, Termin und Ort. Apropos Ort: Online-Mediation sollte er ebenfalls anbieten!



5. Der Mediator arbeitet mit Mediationsvereinbarung
Eine Mediationsvereinbarung ist die Grundlage für die anschließende Vermittlung im Konflikt. Hier steht alles drin, was in den Vorgesprächen besprochen wurde. Beide Konfliktparteien unterschreiben diese Vereinbarung. So kann sich hinterher beispielsweise keiner rausreden, dass er oder sie zur Mediation gezwungen worden sei oder nicht gewusst hätte, worum es geht. Auch der Mediator unterschreibt und bestätigt verbindlich, dass er sich an den Ehrencodex und die Absprachen hält.
6. Der Mediator kennt den Wert seiner Arbeit
Wenn Sie einen Mediator finden wollen, fragen Sie sich natürlich: Wie teuer darf Mediation überhaupt sein? Ich frage zurück: Wie teuer ist es für Sie, einen Konflikt eskalieren zu lassen? Offene und verdeckte Konflikte beeinflussen den Arbeitsalltag und wirken sich negativ auf Ergebnisse aus. Dies spüren Sie nicht nur an der Stimmung im Team, sondern auch im Geldbeutel – wenn Leute gehen und Sie neue Mitarbeiter einarbeiten müssen. Wenn Projekte scheitern und Sie Kunden verlieren, weil Ihre Leute gegeneinander statt miteinander arbeiten.
Richtig teuer wird es, wenn Konflikte zwischen Menschen oder Organisationen vor Gericht entschieden werden: Ein Prozess zieht sich oft über Monate und dauert länger als eine Mediation. Möglicherweise verlieren Sie am Ende vor dem Richter. Fragen Sie sich auch, ob Sie einen Anwalt als Mediator finden möchten? Der verdient ansonsten bekanntlich sein Geld – und es ist VIEL mehr Geld! – damit, dass es eben keine friedliche Lösung auf Augenhöhe gibt.
Für Wirtschaftsmediation nennt die Versicherung Verti eine Preisspanne von 150,- bis 300,- Euro pro Stunde. Es gibt Mediatoren, die mit Pauschalen arbeiten: eine Sitzung von 60 bis 90 Minuten kostet dann beispielsweise 240,-€. Ein kleinerer Konflikt kann nach zwei bis vier Stunden bei einem professionellen Mediator gelöst sein. Für größere Gruppen und schwierigere Fälle braucht es natürlich mehr Zeit und möglicherweise auch einen Co-Mediator.
Die Kosten für eine Familienmediation können darunter liegen und sind sehr unterschiedlich, je nach dem, wer sie macht, und je nachdem, ob ein oder zwei Mediatoren in Anspruch genommen werden. Für soziale Härtefälle gibt es oftmals ein preisliches Entgegenkommen.
Mediation ist im Vergleich zu einem Gerichtsprozess oder zu einem eskalierten Konflikt eine kostengünstige und nachhaltige Alternative. Ein professioneller und hochkarätig ausgebildeter Mediator weiß um den Wert seiner Arbeit und verkauft sich nicht zu Dumpingpreisen. Und Sie wissen das jetzt auch. Deshalb seien Sie bitte auf der Hut, wenn Sie allzu günstige Honorare von unter 100,-€ pro Stunde finden …
7. Der Mediator ist Ihnen sympathisch
Alle Professionalität nützt nichts, wenn die Chemie zwischen Ihnen nicht stimmt. Es ist wie beim Coaching oder der Therapie: Ist Ihnen der Mensch, mit dem Sie arbeiten, unsympathisch, kann das dazu führen, dass Sie einen inneren Widerstand spüren. Der gefährdet dann die erfolgreiche Zusammenarbeit. Wenn Sie den passenden Mediator finden wollen, hören Sie deshalb nicht nur auf Ihren Kopf, sondern auch auf Ihren Bauch.
Mediator finden – mein Fazit
Diese sieben Punkte sollten Sie bei der Auswahl bedenken und beachten, wenn Sie eine geeignete Mediatorin oder einen passenden Mediator finden wollen. Einiges verrät Ihnen das Profil in der Datenbank oder die verlinkte Website. Für tiefer gehende Fragen und ein Gespür für die passende Chemie greifen Sie am besten ganz klassisch zum Telefonhörer!
Ich habe etwas vergessen, was Sie in dieser Aufzählung vermissen? Schreiben Sie mir gerne eine Mail oder kommentieren Sie den Beitrag.



Danke für diesen sehr hilfreichen und informativen Artikel. Macht die Suche echt leichter.
Dieser Artikel zeigt gut, wie man einen passenden Mediator findet. Es stimmt, dass es dabei wichtig ist, dass er Wissen zu dem Streitthema hat, damit er alle Seiten nachvollziehen und das Problem nachvollziehen kann. Ich mag es, wenn solche außergerichtlichen Konfliktbeilegungen angestrebt werden und nicht direkt verklagt wird.